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AutorenbildGLÜCKSkind Annie Bäßler

Barfuß sein


In der ersten Einheit meiner Babykurse kläre ich die Eltern über die wichtigsten Stationen der Bewegungsentwicklung auf und besonders: Die Bedeutung des Barfuß sein.


Doch es gibt kaum ein Thema, bei dem ich derart auf Engstirnigkeit und Ablehnung treffe und meine Erklärungen auf taube Ohren stoßen.


Dabei ist gerade die Entwicklung der Füße von unterschätzter Bedeutung und beeinflusst die Entwicklung der Kinder enorm! Ein Beitrag.



1. Reflexintegration


Wie in den Händen der Handgreifreflex vorhanden ist, so ist es in den Füßen der Fußgreif-, bzw “Plantar-Reflex”, der sich besonders dadurch integriert, also verschwindet, wenn sich das Baby beim z.B. Robben mit den Fußballen vom Boden abschiebt, verschiedene Untergründe erfährt und seine Fußballen so massiert.


Kann sich der Plantar-Reflex durch das Tragen von Socken, Puschen und Schuhen nicht integrieren, bleibt auch die Reaktion des Zusammenkrallen der Zehen beim Berühren des Boden bestehen - Folgen können eine Hypersensibilität der Fußsohle sein, die durch Kompensationsmechanismen zu orthopädischen Fehlhaltungen wie Zehenspitzengang oder falschem Abrollen des Fußes und so oft dem Benötigen von Einlagen führt, sowie Gleichgewichtsproblemen, dem “Aufklatschen” des Fußes beim Rennen und vielem mehr.



2. Bewegungsentwicklung


Bewegung ist der Ursprung einer jeden Fähig- und Fertigkeit eines Menschen. Desto mehr sich ein Mensch bewegt, desto besser ist er in allen Lebensbereichen entwickelt - körperlich, als auch psychisch, sowie kognitiv!

Kinder bewegen sich noch mit dem ganzen Körper, das schließt die Hände und Füße selbstverständlich mit ein.


Doch um sich bewegen zu können, zu robben, zu krabbeln, sich aufzurichten, voran zu schieben, das Gleichgewicht zu halten, Schrägen zu erklimmen ... benötigt ein Kind festen Halt und das geht am besten mit griffigen Füßen!


Oft berichten Eltern, dass das Kind beim Robben nicht voran kommt, oder eher schnell und hektisch nahezu auf der Stelle krabbelt, statt kontrolliert und effektiv voran zu kommen - weil es sich mit den Füßen nicht abschieben kann.



3. Sinneswahrnehmung


Nach Lippen und Zunge befinden sich die meisten Tastrezeptoren in Händen und Füßen und helfen dem Kind, seine Welt, wortwörtlich, zu “begreifen”.

Besonders das Tasten und Fühlen ist für junge Kinder wichtig um sich zu orientieren, gerade weil ihre Sicht und anderen Sinnesorgane noch schlechter entwickelt sind.


Und grundsätzlich gilt: Desto mehr Umweltreize ein Kind durch diese 3 Kanäle aufnehmen kann, um so mehr wird sein Gehirn durch Reizaufnahme und Verarbeitung gefordert.

Kurzum: Die Kognition, also “Intelligenz” wird gesteigert.


Kann ein Kind mit seinen Füßen nicht ausreichend tasten und darf dann vllt. auch nicht genug in den Mund stecken, fallen schon mal 2/3 an Erfahrungs- und Lernmöglichkeiten weg..



4. Gleichgewicht


Das Gleichgewicht ist gerade zum Stehen und Laufen(lernen) von besonderer Bedeutung: Die Ferse berührt den Boden und automatisch fächern sich die Zehen beim Abrollen des Fußes  auseinander, um so besonders viel Auflagefläche zum Ausbalancieren und Gleichgewichthalten zu haben (Sofern der Plantar-Reflex das nicht behindert!).


Sind die Füße auch nur in dünnen Socken verpackt, reicht schon der leichte Wiederstand aus, dass die Zehen nicht genug fächern können und es schwerer ist, das Gleichgewicht zu halten.

Eine wichtige Säule des Laufenlernen fällt damit schon mal weg und es dauert Länger,

bzw fällt es dem Kind schwerer, sein Gleichgewicht zu halten und sicher und kontrolliert zu stehen und zu gehen.



5. kalte Füße


Dass das Kind kalte Füße habe und sich erkältet, ist einer der meisten Gründe, die als Rechtfertigung für das X-te paar Socken oder Puschen vorgeschoben wird. Gerade von der älteren, weniger aufgeklärten Generation. Aber das ist Falsch!


Hände und Füße sind bei Säuglingen und Babys grundsätzlich kalt, weil schlechter Durchblutet, da sich der Körper auf die Versorgung der wichtigeren Organe konzentriert.

Außerdem reagiert die Haut noch weniger mit Porenverengung, weshalb auch sie sich kühler anfühlt. Doch da hilft dann auch kein zusätzliches paar Socken.

Ob ein Kind kalt ist, erkennt ihr verlässlich an seinem Nacken: Warmer Nacken = warmes Kind.


Darüber hinaus hat das Kind aus dem gleichen Grund auch kalte Hände, die den Boden fast noch intensiver berühren. Denen werden auch keine Handschuhe drüber gezogen..



6. warme Füße


Bewegte Kinderfüße kühlen nicht aus!


Das liegt daran, dass durch die Muskelarbeit, Kontraktion und Relaxation die Durchblutung und Blutzirkulation der Füße erhöht wird und somit auch mehr Wärme vom Körperkern nach außen bis zur Haut gelangt. Also, WENN sie die Möglichkeit haben, sich zu bewegen!


Wer selbst Barfußschuhe trägt, kennt das Phänomen vielleicht: Selbst im Winter sind die Füße von innen heraus warm, solang man in Bewegung ist - Steht man dagegen auf der Stelle, kühlen sie aus und werden kalt.



7. Socken ausziehen


Typischer Weise ziehen sich Babys die Socken selbst aus, sobald sie mit ca. 6 Monaten alt genug sind, um in Rückenlage an ihre Füßchen zu greifen - weil es sie stört! 

Vorher werden Socken regelmäßig abgestrampelt.


Mit Socken fällt es natürlich auch schwerer, den Fuß in den Mund zu führen, was aber wiederum wichtig ist für die Fuß-Mund-Koordination, Überkreuzung der Körpermittellinie und Vernetzung beider Gehirnhälften, Mobilisation der Wirbelsäule, ....


Und außerdem fallen die Söckchen doch eh immer ab..



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